110 Biotope für ungezählt viele Eulen
Diepholzer Kreisblatt vom 14.05.2022
Die Teilnehmer der Feierstunde vor dem Lemförder Rathaus. © Brauns-Bömermann, Simone
Es ging um den Eulen- und Naturschutz: Vor 25 Jahren wurde die „Arbeitsgemeinschaft Biotop- und Eulenschutz Stemweder Berg“ gegründet. Seither sind 110 Biotope entstanden. In denen leben heute alle Eulenarten, die man dort auch erwarten darf. Nur wie viele es sind, weiß niemand.
Lemförde – Wie weit in die Zukunft die im Jahr 1994 geborene und drei Jahre später umgesetzte Idee einmal reichen würde, hätten sich Fritz Dannhus und Paul Ballmeier damals wohl nicht träumen lassen. Zusammen mit Gleichgesinnten ersannen sie ein Naturschutz-Projekt, in dessen Mittelpunkt der Schutz der Eule stehen sollte. Dass das im Zusammenhang mit dem eine Eule zeigenden Firmenlogo der damaligen Lemförder Metallwaren stand, ist nicht sicher, aber zu vermuten. Denn: Ballmeier, damals Top-Manager der Lemförder Metallwaren (heute ZF Friedrichshafen), wurde zum Motor der „Arbeitsgemeinschaft Biotop- und Eulenschutz Stemweder Berg“. Mit Dannhus und anderen Gründungsvätern wurde etwas auf die Beine gestellt, das auch heute noch fest auf eben diesen steht. 25 Jahre wird die „AG Eule“ in diesen Tagen alt – natürlich war das ein Grund zum Feiern.
Im Lemförder Rittersaal trafen sich Gründungsmitglieder sowie Förderer und Freunde des Vereins zu einer Feierstunde. Fritz Dannhus war dabei, Paul Ballmeier, aktueller Vorsitzender der „AG Eule“, fehlte dagegen aus Krankheitsgründen. Was den Gästen vor der Feierstunde im Rahmen einer kleinen Exkursion entlang des Stemweder Bergs gezeigt wurde, wird Ballmeier freilich nur zu gut kennen. Es war ein Ausschnitt aus der Arbeit des vergangenen Vierteljahrhunderts. In Zahlen gefasst, liest diese sich so: 110 Biotope wurden durch die „AG Eule“ angelegt, 1 600 Obstbäume gepflanzt, 37 500 Sträucher gesetzt und zehn Feuchtbiotope erstellt.
„Wir sind sogar Besitzer von Immobilien“, erläuterte Geschäftsführer Dr. Marcel Holy und meint damit die Umnutzung von zwei Transformatorenhäuschen in Wohnraum für Eulen und andere Wildtiere. Die Gesamtfläche der vom Verein geschaffenen Biotope beträgt rund 70 Hektar entlang des Stemweder Berges und im Raum zwischen den ZF-Standorten Dielingen, Lemförde, Wagenfeld, Diepholz und Damme. „Unser Ziel dabei ist, stetig gegen eine ausgeräumte Landschaft zu arbeiten“, so Holy. Der Erfolg: Alle Eulenarten, die in dieser Region theoretisch zu erwarten wären, haben sich auch angesiedelt. Vertreten sind Waldohreule, Waldkauz, Schleiereule, Steinkauz und Uhu. Mit genauen Informationen über die Größe der Populationen kann Holy auf Nachfrage dieser Zeitung jedoch nicht dienen: „Das zu erfassen, ist bei der Größe des zu beobachtenden Gebiets enorm aufwendig und ehrenamtlich nicht zu leisten.“ Natürlich profitieren auch viele andere Tierarten von den geschaffenen Biotopen.
Zwei Gründungsväter und die 2. Vorsitzende: Claus Thormöhlen (li.) und Fritz Dannhus (Mitte) halfen vor 25 Jahren mit, die AG Eulenschutz ins Leben zu rufen. Dafür bedankte sich Ute Sorhage. © brauns-bömermann
In seinen Ausführungen während der Feierstunde holte Holy die Zeit zurück, in der Paul Ballmeier die AG Eulenschutz auf die Beine stellte. Vieles sei damals eine glückliche Fügung gewesen. Die von Dr. Jürgen Ulderup gegründeten Lemförder Metallwaren spielten dabei eine zentrale Rolle. Holy: „Gemeinsam mit mehreren am Naturschutz interessierten Mitarbeitern wurde zum 50. Jahrestag der Unternehmensgründung der Lemförder Metallwaren der Verein ins Leben gerufen.“ Mehrere leitende Mitarbeiter verzichteten auf ihre Zuwendungen für Dienstjubiläen und spendeten das Geld der taufrischen Arbeitsgemeinschaft. Holy: „Damit startete man mit einer guten finanziellen Grundlage.“
Mit der ZF schloss der Verein später einen Sponsoring-Vertrag mit verbriefter jährlicher Unterstützung zum Zwecke des Arten- und Biotopschutzes. Das gilt bis heute. Und mit dem 2021 geschlossen Vertrag mit der Peter-Ulderup-Familienstiftung kann das Ziel fortgeführt werden. Als Vertreter kam Christian Ulderup, Enkel des Firmengründers, zum Geburtstag nach Lemförde.
Helfer für die Praxis findet der Verein heute im Berufsbildungszentrum Dr. Jürgen Ulderup, im Berufskolleg Lübbecke, bei Mercedes Benz sowie bei Schülern der Grund- und Oberschule Lemförde und der Stemweder-Berg-Schule in Stemwede. Ute Sorhage, 2. Vorsitzende der „AG Eule“, ehrte im Rahmen der Feierstunde die zwei anwesenden Gründungsmitglieder Fritz Dannhus und Claus Tormöhlen. „Jeder, der die Natur nutzt, muss sie schützen“, ist der Leitsatz von Fritz Dannhus, und er ist sich sicher: „Alles, was gegen die Natur ist, hat nicht dauerhaft Bestand.“ sbb